DANTE auf Netzwerkebene: ISO/OSI-Schichten, Protokolle und Kommunikation¶
Überblick¶
DANTE (Digital Audio Network Through Ethernet) ist ein Audio-over-IP-System, das auf bestehenden Standard-IP-Netzwerken aufsetzt. Es nutzt verschiedene Netzwerkprotokolle auf OSI-Schicht 3 bis 7, um Audiodaten präzise, verlustfrei und synchron zu übertragen.
Einordnung im ISO/OSI-Schichtenmodell¶
| OSI-Schicht | Protokolle/Komponenten bei DANTE |
|---|---|
| 7 – Anwendung | Dante Controller (GUI), DNS-SD, Audiodatenverwaltung |
| 6 – Darstellung | PCM-Audiodaten, ggf. komprimiert (meist unkomprimiert) |
| 5 – Sitzung | Verbindungshandling, Clock-Synchronisation, Routing |
| 4 – Transport | UDP für Audio-Streams, teils TCP für Steuerdaten |
| 3 – Netzwerk | IPv4 (kein IPv6), Routing über Subnetze möglich |
| 2 – Sicherung | Ethernet (802.3), VLAN/QoS für Priorisierung |
| 1 – Bitübertragung | Kupfer, Glasfaser, WLAN (nur in Ausnahmefällen empfohlen) |
Netzwerkprotokolle im Einsatz¶
1. UDP (User Datagram Protocol)¶
- Trägt die Audiodatenpakete von Quelle zu Ziel
- Keine Verbindungsprüfung, daher sehr geringe Latenz
- DANTE verlässt sich auf die Netzwerkstabilität (kein Resend)
- Typisch: feste Ports je nach Kanalanzahl
2. PTPv1 / IEEE 1588 (Precision Time Protocol)¶
- Synchronisiert alle Geräte im Netzwerk auf Mikrosekunden-Ebene
- Ein Gerät wird als Master Clock gewählt (automatisch oder manuell)
- Kritisch für Lippensynchronität, Phasenkohärenz und Routing
3. mDNS / DNS-SD (Service Discovery)¶
- Für automatische Erkennung und Namensauflösung von DANTE-Geräten
- Wird verwendet durch die Dante Controller Software
- Multicast: 224.0.0.251 (UDP Port 5353)
4. DHCP / Zeroconf / Link-Local IPs¶
- Geräte beziehen IP-Adressen automatisch per DHCP
- Fallback auf Link-Local (169.254.x.x) bei DHCP-Ausfall
5. Dante Control & Routing Protokoll¶
- Proprietär, über TCP/UDP gemischt
- Verwendet von der Dante Controller Software zur Konfiguration und Monitoring
Audiodatenübertragung im Detail¶
- Unicast: Punkt-zu-Punkt zwischen zwei Geräten (standardmäßig)
- Multicast: Nur bei mehreren Empfängern pro Quelle (z. B. für Broadcast oder große Matrix-Routings)
- Paketgrößen werden dynamisch auf Kanalanzahl, Abtastrate und Auflösung abgestimmt
- Unterstützt: 24–32 Bit / 44.1 kHz bis 192 kHz, je nach Gerät
Netzwerkdesign & Anforderungen¶
Switche & Infrastruktur¶
| Feature | Empfehlung |
|---|---|
| Bandbreite | Mind. 1 Gbit/s pro Port |
| VLAN | Für Trennung von Dante und IT sinnvoll |
| QoS (802.1p) | Priorisierung von PTP & Audio-Streams |
| IGMP Snooping | Für Multicast notwendig |
| Spanning Tree | Nicht empfohlen, alternativ RSTP |
Routing über Subnetze¶
DANTE unterstützt Layer-3-Routing, allerdings nur mit:
- Fixem Clock Master
- Manuell gesetzten Routen
- Optionalem Einsatz des Dante Domain Managers (für größere Umgebungen)
Redundanz¶
DANTE bietet Redundanz auf Layer 2 durch:
- Primär- und Sekundärnetzwerk (zwei NICs pro Gerät)
- Automatischer Fallback bei Ausfall einer Leitung
- Physisch getrennte Switche empfohlen
Sicherheit & Netzwerktrennung¶
- 🔐 Kein native Verschlüsselung (kein TLS/SSL)
- 🔒 Netzwerksegmentierung durch VLANs dringend empfohlen
- 🔥 Keine Stateful Firewalls zwischen Dante-Geräten!
Typische Ports¶
| Dienst | Protokoll | Port |
|---|---|---|
| Dante Audio Stream | UDP | Dynamisch (Geräteabhängig) |
| Dante Clock | UDP | 319, 320 (PTP) |
| Dante Controller | UDP/TCP | 8700–8706, 8800–8806 |
| mDNS | UDP | 5353 |
Fazit¶
DANTE nutzt eine Mischung aus standardisierten IP-Protokollen und proprietären Erweiterungen, um professionelle Audiovernetzung in Echtzeit zu ermöglichen. Die Netzwerkschicht ist kritisch für die Stabilität und Performance:
- ⚠️ Geringe Latenz bedingt einfache Netzwerke (keine NAT, keine Firewalls)
- ✅ Stabilität durch Layer-2 oder Layer-3 mit passenden QoS-Strategien
- 🔧 Planung wie bei industrieller Steuerungstechnik: deterministisch und robust